Chronik

 

…die Kurzfassung

Es geschah 1083 als der Pfalzgraf Friedrich II. seinen Hof Zscheiplitz bei Freiburg an der Unstrut verließ überfielen ihn die Ritter Dietrich und Ulrich von Teutleben  sowie  Reinhard  von  Reinstädt und verletzten ihn tödlich. Bald nach der Tat ehelichte Graf Ludwig der Springer von der Wartburg die junge Witwe Adelheit. Das Volk munkelte er sei der Auftraggeber für die Untat gewesen. Mönche griffen den Gedanken auf und schrieben, dass die neue Ehe von Reue und Angst ums Seelenheil überschattet war und dass deshalb Ludwig der Springer im Jahre 1085 bei Friedrichroda das Kloster Reinhardsbrunn und in Sangerhausen die Ulrichskirche stiftete.

Ludwig der Springer gehörte zu den herausragenden Persönlichkeiten Thüringens der Feudalzeit. Zielbewusst trieb er Machtpolitik. Das spiegelt sich unter anderem im Burgenbau wieder. Kaum hatte er die Wartburg errichten lassen (um 1070) so entstand auf seine Veranlassung an der Unstrut die riesige Neuenburg auf Gelände das Adelheit eingebracht hatte.

Ludwigs Politik zielte auf einen feudalen Landesstaat Thüringen. Als Ludwig der Springer sich nach einem Ort für das Kloster umsah, traf er einen Töpfer namens Reinhard der bei einem Brunnen ein Häuschen hatte. Eben jener sah nachts Lichter. Wo Sie ihm erschienen waren entstand das Kloster. Daraus ergab sich der Name. Benediktiner-Mönche siedelten sich an. Um das Kloster lebensfähig zu machen stiftete der thüringische Graf den Mönchen 150 Bauernhöfe. Die frommen Männer erbauten dann bald eine Mühle, eine Bäckerei,  Brauerei,  ein Vorratshaus Krankenhaus und Gärtnerei. Nahebei finden wir noch heute die künstlich angelegten Teiche für die Fischzucht.  Reinhardsbrunn  und Wartburg die Verkörperung von Geist und Macht des Mittelalters in Thüringen, zeigten sich dann in enger Verflechtung bis zu dem Tag, da Thomas Müntzers Anhänger das Kloster besetzten. Die Chronik des Hauses bestätigt das. 1114 war Ludwig der Springer Gefan­gener der Zentralgewalt. Bis zu seinem Tode 1123 weilte er in seinem Kloster als Mönch.

Das Kloster wurde im Mittelalter zu einem der reichsten in deutschen Landen – durch Kauf und Schenkung, aber auch durch  manche getürkte Urkunde, was die Arbeit der Historiker um die “Reinhardsbrunner Fälschungen” bereicherte. 1330 weilten 80 adlige Gäste im Kloster in dem Herzog Friedrich der Ernsthafte eine Fürstenversammlung abhielt. Am 4. April 1521 klopfte Martin Luther ans Tor. Auf der Reise nach Worms bat er um Nachlager. Vier Jahre später, acht Tage vor dem Osterfest 1525, stürmten Bauern Reinhardsbrunn, zechten sich eine Nacht lang Mut und Kraft an und schlugen dann zu. 24 Altäre und drei Orgeln zersplitterten, die Bibliothek verbrannte und mit den Gebeinen der Landgrafen trieben die Randalierer Schabernack. Das Kloster fand nie mehr zur alten Blüte zurück.  Ein Plan, es nach dem Dreißigjährigen Krieg zum Sitz eines “Collegium Hunnianum” zur Schlichtung theologischer Differenzen zu machen, scheiterte. Mit dem Bau eines Amtshauses durch Herzog Friedrich Wilhelm 1. von Sachsen-Weimar beginnt 1601 ein neuer Abschnitt in der Geschichte von Reinhardsbrunn.  Die Teilung des Herzogtums Sachsen-Weimar und deren Aussterben führte erneut 1825 zu einem Besitzwechsel.

Zu dieser Zeit ist auf den Grundmauern bereits ein Schloß errichtet, das Herzog Ernst I. von Coburg Gotha 1828 an nach englischem Stil in seine heutige Form bringen lässt: warmer Kalkstein mit neogotischen Fensterbögen, spitze Türme und Schießscharten als Zierrat. Hoheiten kommen von weither, werden als Verwandtschaft begrüßt, denn Ernst 1. galt als ,,der Schwiegervater Europas”. Sein Sohn Albert ehelichte 1840 seine Cousine Victoria die damals schon Königin von England war. Sie verbrachte mehrere Sommerferien in Reinhardsbrunn. Damals residierte Herzog Ernst II  auf Reinhardsbrunn – ein leidenschaftlicher Jäger der die deutsche Schützengesellschaft gründete.  Die Schönheit der Umgebung und der Wildreich­tum der Wälder lockten Adlige in das Jagd- und Lustschloss nach Reinhardsbrunn. Bei einer großen Jagd im August 1845 befand sich unter den Gästen Königin Victoria und ihr Gatte aus Großbritannien, der König von Belgien sowie Herzöge und Fürsten aus ganz Mitteleuropa. Es war wie ein fürstlicher Taubenschlag. Bis zum Ausbruch des II. Weltkrieges war Reinhardsbrunn Sommersitz. Jagd und Gästehaus der herzoglichen  Familie  Sachsen-Coburg-Gotha.  1938  heiratete  hier  Prinzessin Sibylla von  Sachsen-Coburg  und  Gotha den Prinzen Gustav Adolf von Schweden.

Im Dritten Reich war die Anlage an die Reichskanzlei vermietet. In den letzten Kriegstagen herrschte geschäftiges Treiben. Transporter kamen und fuhren – irgendwohin.  Die US-Army übernahm das Gebäude kampflos. Es wurde den Russen als Lazarett überlassen. Später diente das Schloß als Feuerwehr- und Polizeischule.  1961 wurde es als Hotel der “Reisebüros der DDR” eröffnet.  Die  Wirtschaftsführer  des  Ostblocks tagten hier genauso wie Wissenschaftler und Historiker aus aller Welt.  Nach dem Mauerfall war die Travel Hotel GmbH Rechtsträger, später durch die Treuhandanstalt an die Investorengesellschaft verkauft. Es  sollte ein Hotelkomplex mit mehreren Gebäuden im wunderschönen Landschaftspark entstehen.

Seitdem gab es zahlreiche Besitzerwechsel, aber geschehen ist nichts. Schloß Reinhardsbrunn ist ein einzigartiges, historisches Baudenkmal, welches mit großer Sachkenntnis dringend saniert werden muss.